„Keine Ausreden. Entscheide dich jetzt!“
Unter diesem Motto steht die neue Organspende-Kampagne bei der u.a. Sissi Perlinger für die Organspende wirbt.
Wieder einmal soll Humor von der Ernsthaftigkeit dieses kontroversen Themas ablenken, um Menschen mit Nachdruck zu einer Entscheidung zu drängen, ohne aber gleichzeitig (wie immer) alle wichtigen Aspekte (also auch die schwerwiegenden Gegenargumente) aufzuzeigen.
Sissi Perlinger bezieht sich in ihrem Spot auf die Tibeter (Zitat: „… und der Tibeter, der kennt sie aus…“) – an dieser Stelle eine interessante Frage (zum Nachdenken):
Wie können Buddhisten eine Organspende ruhigen Gewissens vertreten, wenn der Stillstand der Atmung für Buddhisten nicht den Tod bedeutet?
Im Leichnam sind vielmehr noch Energien vorhanden, und der Geist muss gemäß buddhistischer Lehre noch vier Phasen bis zur Auflösung durchlaufen. Der Körper des Verstorbenen sollte daher einige Zeit, im Tibetischen Buddhismus sogar drei Tage, völlig in Ruhe gelassen werden. Er soll nicht berührt werden – so sollten z.B. auch die Augen nicht zugedrückt werden, da damit die Sterbeprozesse beendet werden.
Besteht hier also nicht ein Konflikt, eine sofortige Organentnahme durchzuführen bzw. wie soll eine Organentnahme ablaufen, ohne nicht dabei die buddhistischen Lehren zu verletzen …???
Organe von einem „echten“ Toten, bei dem jegliches Leben aus seinem Körper gewichen ist und man warten muss, bis dieser kalt, bleich und steif geworden ist, sind unbrauchbar für einen Organempfänger. Organe müssen stattdessen aus einem noch „frischen“, lebenden Körper, bei dem die lebenserhaltenen Abläufe noch intakt sind, entnommen werden!
Wie löste man dieses gravierende Dilemma? Schließlich kann man doch nicht an einem Menschen bei lebendigem Leibe „herumschnippeln“. Nun, ganz einfach. Indem künstliche Rahmenbedingungen und Kriterien geschaffen wurden, nach denen ein noch lebender Körper tatsächlich zu Tode definiert werden kann. Man behauptet einfach, dass er jetzt tot sei – und damit basta! Blutdruckanstieg, Schweißausbruch, Abwehrbewegungen, Lakrimation (Tränenbildung) etc. etc., das ignorieren wir jetzt alles – schließlich können sich „Tote“ neuerdings bewegen, sind ja alles nur „Reflexe“.
Nehmen wir nun einmal für einen Moment an, dass diese medizinisch (ja immer) eindeutigen Diagnosen und Behauptungen korrekt sind, nun dann sollten doch alle Mediziner weltweit auch der gleichen Meinung sein und auch überall die gleichen Todesdefinitionen und Regelungen gelten, nicht wahr? (wir wissen ja z.B. auch eindeutig, dass Rot rot ist, und nicht blau, oder?) Nun, dem ist aber nicht so. Ganz im Gegenteil.
Experten sind sich weder darüber einig, ab wann ein Mensch für „tot“ erklärt werden kann, ob überhaupt und ab wann Organe entnommen werden dürfen (Hirntod/Herztod/Kreislaufstillstand etc.), noch darüber, ob der Hirntod wirklich das Ende des Menschen bedeutet, noch darüber, ab wann Reanimationsversuche abgebrochen werden (die Zeitspanne bei Herzstillstand reicht international von 5 – 20 Minuten, so werden Sie beispielsweise in Spanien schon für tot erklärt, wobei in Deutschland noch weiter versucht wird, Sie wiederzubeleben), welche Diagnosekriterien selbst zur Anwendung kommen, und man ist sich auch international nicht darüber einig, wie ein jeweiliger Widerspruch (falls Sie mit einer Organentnahme nicht einverstanden sind) auszusehen hat.
Jedes Land hat seine eigenen Kriterien und Bedingungen zu allem und jedem aufgestellt – ein Beweis dafür, dass hier NICHTS einheitlich ist, alles nur eine Sache der „Definition“ und somit künstlich aufgestellte Regeln sind – und nicht, weil es eben so ist.
Abschließend möchten wir gerne noch einen Leserkommentar zur Organspende-Werbung generell einfügen, der uns diese Tage erreicht hat:
„…. Was ich ebenfalls grässlich und pervers an der Werbung für Organspenden finde, ist, dass dadurch einerseits ein gewisses Anspruchsdenken, andererseits geradezu Schuldgefühle / schlechtes Gewissen geschürt werden. Einem schwer kranken Menschen wird durch die verzerrte und falsche Darstellung vorgegaukelt, er habe beinahe schon etwas wie einen Anspruch auf ein Spenderorgan. Damit wird aber jegliche Eigenverantwortung ausgeblendet oder ausgeschaltet und der Wunsch nach einer echten Lösung und Heilung wird „ins Außen“ verlagert, als wenn man selbst gar nichts mit der eigenen Gesundung zu tun hätte. Es suchen wirklich nicht gerade viele Menschen zuerst bei sich selbst und in ihrem „Inneren“ nach der Ursache für ihre Symptome, Krankheit, Beschwerden und Probleme. Bei den meisten ist doch immer irgendwas oder irgendwer anderes „schuld“ am eigenen Unglück oder Elend.
Umgekehrt wird mir als einem möglichen Organspender ganz subtil ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühl untergeschoben, wenn ich meine Organe nicht spenden will (was gerade bei uns Deutschen auch immer wieder prächtig funktioniert). Die Gehirnwäsche funktioniert auch nicht nur in diesem Bereich bestens… „
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„Es handelt sich (bei der Transplantationsmedizin) um eine moderne Form des Kannibalismus. Der Mensch schöpft Kraft und gewinnt neues Leben aus fremden Organen. Er isst sie nicht selber auf, der moderne Mensch macht die Augen zu und lässt einverleiben.“
(zitiert aus „Der entseelte Patient“ von Anna Bergmann)
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